Differenztheoretische Perspektive
moderne Gesellschaften sind differenzierte Gesellschaften. Das in ihnen eine bestimmte Differenzierungsform vorliegt, dass ist soziologischer Konsens. Strittig ist jedoch was für eine.
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Man kann 3Phasen in der gesellschaftlichen Entwicklung unterscheiden:
(1.Phase) segmentäre Gesellschaftsformen
Marx: Urkommunismus
Tenbruck: primitive Gesellschaften
--> es liegen in ihnen keine Ausdifferenzierungen und nur rudimentäre Herrschaftsverhältnisse vor
(2.Phase) stratifikatorische Gesellschaften
Marx: Industriegesellschaft
Tenbruck: Hochkulturen
--> ständisch organisierte Herrschaftsschichten (überlokal)
--> Anschöpfung lokaler Überschüsse
--> zentrale Herrschaft
--> Schrift, Kultur etc. vorhanden
--> erste Ausdifferenzierungen
--> über reine Interaktion hinausgehende Beziehungen
3.Phase) moderne Gesellschaft
--> sehr hohe Rollendifferenzierung
--> verselbstständigung der großen Funktionssysteme (Recht, Wirtschaft, Religion etc.)
-->unterschiedliche, systemspezifische Systemmodi der Systemreproduktion
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Zunächst ist die Frage zentral, was die Letzteinheiten von Gesellschaft ist? Dabei wird die Frage in verschiedenen soziologischen Theorien unterschiedlich beantwortet.
Mit Letzteinheit ist das Element gemeint, ohne dessen Einheit Gesellschaft nicht möglich wäre. Dass es für Gesellschaft das Letztelement darstellt heißt natürlich nicht, dass es unter anderen Gesichtspunkten noch weiter zerlegbar wäre.
4. Beispiele:
(1.) Menschen (wären noch in Hirn, Darm, Nieren etc. auflösbar - aber es gibt keine Theorie die behauptet, für Gesellschaft müssten mindestens Nieren zur Verfügung stehen)
--> Bsp. für Vertreter: Ellias, Gehlen, Bourdieu
--> Ges. Einheiten = Kombination von Menschen
--> Gehlen: Soziologie als Anthropologie
--> Frage: Warum Mensch? Und nicht Tier?
--> Dem Menschen wird besonderes, spezifisches zugerechnet
---> Gehlen: Mensch als Kulturwesen --> kein reines Instinktwesen mehr
---> menschliches Triebverhalten ist überformt durch Kultur. Bspw. menschliches Sexual- oder Nahrungsverhalten ist nicht ausschließlich aus dem Trieb erklärbar.
[Bspw. Missionarsstellung als von spezieller Berufsgattung spezifisch ausgeführte Sexualpraktik]-->[missionierte Naturvölker empfanden diese Stellung, weil unbekannt, als fremdartig/neu/interessant]
---> Mensch als Kulturwesen Einheit in dem Sinne, dass er Adressat kultureller Zuschreibungen ist
--> Differenzierung über verschiedene Kulturen zu Einheiten
---> wie komplex sind einzelne Kulturen?
---> welche Rollen gibt es? Wie sind sie qualitativ und quantitativ vorhanden?
--> Wenn eine Ges. so viel Komplexität erreicht, dass ein Mensch nicht mehr alle möglichen Rollen übernehmen kann...
[d.h. es gibt keine reziproke Rollenverteilung mehr. Eine solche bestände darin, dass man, auch wenn man eine bestimmte Rolle (bspw. MANN) belegt, man auch / noch eine andere (bspw. FRAU) übernehmen könnte, wenn man wollte / sollte.]
...dann entsteht essentielle vs. existentielle Differenz.
essentielle Differenz: Menschen sind in ihrem Wesen wenig unterschiedlich (alle sterben)
existentielle Differenz: in ihrer Existenz sind die Menschen uneinholbar individuell (jeder stirbt seinen eigenen Tod)
[Heidegger: Existenzielle Dimension Merkmal der Zivilisation; Heidegger: Der Tod ist unvertretbar / nicht abtretbar - man kann nicht für jemand anderen sterben; --> Existentielle Differenz aber nicht nur bei Tod, sondern bei allem gegeben: Beichte etwa hat zum Gegenstand, die existentielle Jemeinigkeit]
--> Die existentielle Dimension ist nicht erst seit der Moderne vorhanden. In Europa etwa gab es eine unterschiedliche, existentielle Sündenlage (<--innerlich) bei essentieller Schichtlage (<--äußerlich). Könige waren gleich unter Königen, Bauern unter Bauern, aber jeder für sich hatte sein eigenes Sündenregister. --> Ges. wird eingebaut in eine anthropologische Konstruktion
--> Gruppentheorie: In Gruppen tauchen Menschen als Plurale auf --> Ges.en sind verschieden in der Verschiedenheit ihrer Gruppenzusammensetzung + Gruppen befassen sich mit unterschiedlichen Dingen
[Schütz: "Sinnprovinzen" --> können logisch von Gruppen in denen sie realisiert werden betrachtet werden. --> Bsp. Schach: Sinn lässt sich von der aktiven Form in der er produziert wird trennen und darüber nachdenken; --> Sprache ist zu trennen von den Menschen die sie sprechen - obwohl sie nur von Menschen gesprochen werden kann]
(2.) Handlung
--> Bsp. für Vertreter: Weber. Weber unterscheidet Handlung (Sinnhaft) vs. Verhalten (auch unmotiviert möglich)
--> klar ist, dass es ohne Menschen keine Handlungen gäbe, aber für die Soziologie wären Handlungen hier das Interessanten, das Letztelement, das Nicht-mehr-aufzubrechende ("eine Sinneinheit")
(3.) Erwartungen
--> Auch der frühe Luhmann rekurrierte noch auf Handlung (unter dem Aspekt der Erwartung)
[Handlung bei Weber: Weil über Handlung kommuniziert werden muss, damit sie mit Sinn verbunden werden kann, müsste man eher nach sozial konstituierten Erwartungsdefinitionen Ausschau halten]
(4.) Kommunikation
--> Erwartungen werden kommunikativ erzeugt. Das wird spätestens bei Verletzungen von Erwartungen deutlich, wenn die Verletzung kommunikativ aufgerollt wird.
[Luhmann: Nur über Kommunikation kann Handlung als Handlung festgelegt werden. Zudem kann man auch alleine handeln. "Soziale" Handlungen können dagegen diverseste Bedeutungen symbolisieren]
--> der späte Luhmann: Handlung als Intentionszuschreibung; Hr.Hahn sagt "Guten Tag" -> man unterstellt (mindestens), dass Hr.Hahn das gesagt hat (warum auch immer - ob er mich ärgern oder erfreuen will), aber diese Unterstellung wird zur Handlungsunterstellung / Handlungszuschreibung; Hr. Hahns Herzschlag dagegen wird NICHT intentional als Mitteilung verarbeitet
moderne Gesellschaften sind differenzierte Gesellschaften. Das in ihnen eine bestimmte Differenzierungsform vorliegt, dass ist soziologischer Konsens. Strittig ist jedoch was für eine.
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Man kann 3Phasen in der gesellschaftlichen Entwicklung unterscheiden:
(1.Phase) segmentäre Gesellschaftsformen
Marx: Urkommunismus
Tenbruck: primitive Gesellschaften
--> es liegen in ihnen keine Ausdifferenzierungen und nur rudimentäre Herrschaftsverhältnisse vor
(2.Phase) stratifikatorische Gesellschaften
Marx: Industriegesellschaft
Tenbruck: Hochkulturen
--> ständisch organisierte Herrschaftsschichten (überlokal)
--> Anschöpfung lokaler Überschüsse
--> zentrale Herrschaft
--> Schrift, Kultur etc. vorhanden
--> erste Ausdifferenzierungen
--> über reine Interaktion hinausgehende Beziehungen
3.Phase) moderne Gesellschaft
--> sehr hohe Rollendifferenzierung
--> verselbstständigung der großen Funktionssysteme (Recht, Wirtschaft, Religion etc.)
-->unterschiedliche, systemspezifische Systemmodi der Systemreproduktion
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Zunächst ist die Frage zentral, was die Letzteinheiten von Gesellschaft ist? Dabei wird die Frage in verschiedenen soziologischen Theorien unterschiedlich beantwortet.
Mit Letzteinheit ist das Element gemeint, ohne dessen Einheit Gesellschaft nicht möglich wäre. Dass es für Gesellschaft das Letztelement darstellt heißt natürlich nicht, dass es unter anderen Gesichtspunkten noch weiter zerlegbar wäre.
4. Beispiele:
(1.) Menschen (wären noch in Hirn, Darm, Nieren etc. auflösbar - aber es gibt keine Theorie die behauptet, für Gesellschaft müssten mindestens Nieren zur Verfügung stehen)
--> Bsp. für Vertreter: Ellias, Gehlen, Bourdieu
--> Ges. Einheiten = Kombination von Menschen
--> Gehlen: Soziologie als Anthropologie
--> Frage: Warum Mensch? Und nicht Tier?
--> Dem Menschen wird besonderes, spezifisches zugerechnet
---> Gehlen: Mensch als Kulturwesen --> kein reines Instinktwesen mehr
---> menschliches Triebverhalten ist überformt durch Kultur. Bspw. menschliches Sexual- oder Nahrungsverhalten ist nicht ausschließlich aus dem Trieb erklärbar.
[Bspw. Missionarsstellung als von spezieller Berufsgattung spezifisch ausgeführte Sexualpraktik]-->[missionierte Naturvölker empfanden diese Stellung, weil unbekannt, als fremdartig/neu/interessant]
---> Mensch als Kulturwesen Einheit in dem Sinne, dass er Adressat kultureller Zuschreibungen ist
--> Differenzierung über verschiedene Kulturen zu Einheiten
---> wie komplex sind einzelne Kulturen?
---> welche Rollen gibt es? Wie sind sie qualitativ und quantitativ vorhanden?
--> Wenn eine Ges. so viel Komplexität erreicht, dass ein Mensch nicht mehr alle möglichen Rollen übernehmen kann...
[d.h. es gibt keine reziproke Rollenverteilung mehr. Eine solche bestände darin, dass man, auch wenn man eine bestimmte Rolle (bspw. MANN) belegt, man auch / noch eine andere (bspw. FRAU) übernehmen könnte, wenn man wollte / sollte.]
...dann entsteht essentielle vs. existentielle Differenz.
essentielle Differenz: Menschen sind in ihrem Wesen wenig unterschiedlich (alle sterben)
existentielle Differenz: in ihrer Existenz sind die Menschen uneinholbar individuell (jeder stirbt seinen eigenen Tod)
[Heidegger: Existenzielle Dimension Merkmal der Zivilisation; Heidegger: Der Tod ist unvertretbar / nicht abtretbar - man kann nicht für jemand anderen sterben; --> Existentielle Differenz aber nicht nur bei Tod, sondern bei allem gegeben: Beichte etwa hat zum Gegenstand, die existentielle Jemeinigkeit]
--> Die existentielle Dimension ist nicht erst seit der Moderne vorhanden. In Europa etwa gab es eine unterschiedliche, existentielle Sündenlage (<--innerlich) bei essentieller Schichtlage (<--äußerlich). Könige waren gleich unter Königen, Bauern unter Bauern, aber jeder für sich hatte sein eigenes Sündenregister. --> Ges. wird eingebaut in eine anthropologische Konstruktion
--> Gruppentheorie: In Gruppen tauchen Menschen als Plurale auf --> Ges.en sind verschieden in der Verschiedenheit ihrer Gruppenzusammensetzung + Gruppen befassen sich mit unterschiedlichen Dingen
[Schütz: "Sinnprovinzen" --> können logisch von Gruppen in denen sie realisiert werden betrachtet werden. --> Bsp. Schach: Sinn lässt sich von der aktiven Form in der er produziert wird trennen und darüber nachdenken; --> Sprache ist zu trennen von den Menschen die sie sprechen - obwohl sie nur von Menschen gesprochen werden kann]
(2.) Handlung
--> Bsp. für Vertreter: Weber. Weber unterscheidet Handlung (Sinnhaft) vs. Verhalten (auch unmotiviert möglich)
--> klar ist, dass es ohne Menschen keine Handlungen gäbe, aber für die Soziologie wären Handlungen hier das Interessanten, das Letztelement, das Nicht-mehr-aufzubrechende ("eine Sinneinheit")
(3.) Erwartungen
--> Auch der frühe Luhmann rekurrierte noch auf Handlung (unter dem Aspekt der Erwartung)
[Handlung bei Weber: Weil über Handlung kommuniziert werden muss, damit sie mit Sinn verbunden werden kann, müsste man eher nach sozial konstituierten Erwartungsdefinitionen Ausschau halten]
(4.) Kommunikation
--> Erwartungen werden kommunikativ erzeugt. Das wird spätestens bei Verletzungen von Erwartungen deutlich, wenn die Verletzung kommunikativ aufgerollt wird.
[Luhmann: Nur über Kommunikation kann Handlung als Handlung festgelegt werden. Zudem kann man auch alleine handeln. "Soziale" Handlungen können dagegen diverseste Bedeutungen symbolisieren]
--> der späte Luhmann: Handlung als Intentionszuschreibung; Hr.Hahn sagt "Guten Tag" -> man unterstellt (mindestens), dass Hr.Hahn das gesagt hat (warum auch immer - ob er mich ärgern oder erfreuen will), aber diese Unterstellung wird zur Handlungsunterstellung / Handlungszuschreibung; Hr. Hahns Herzschlag dagegen wird NICHT intentional als Mitteilung verarbeitet
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